Bilderbogen vom Tag der Schrift

Soenneckens-Schreibmethode

DIN-Schrift: Ein Vorschlag Friedrich Soenneckens von 1878 für eine neue Schreibmethode für die Grundschule. Die spätere DIN-Schrift ist in ihren Grundzügen bereits erkennbar.

Unterschiede Q-Schreibweise

Dialekte der Handschriften: Je seltener das Vorkommen des Buchstabens ist, umso reicher ist die Formenvielfalt, hier am Beispiel des Q zu sehen.

Verbreitung kyrillische Schrift

Kyrillische Schrift: Die Verbreitung

NovelSerif

Christoph Dunst: Die Schnitte der NovelSerif

Heungkuk Logo und Schrift

Christoph Dunst: Logo und Hausschrift für Heungkuk


Mehr über Jeroen Klavers Schaffen

Das war der Tag der Schrift 2008

Rektor Fritz Maurer freute sich als Hausherr der Berufsschule für Gestaltung Zürich, unter den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 5. Tags der Schrift Hans Eduard Meier namentlich begrüssen zu können. Richard Frick, der zusammen mit Erich Halb durch den Tag führte, erinnerte einleitend an die mehrfachen Jubiläen der Mediengewerkschaft comedia: zu 5 Jahren Tag der Schrift kommen noch 20 Jahre Tag der Typografie, 75 Jahre «Typografische Monatsblätter» und 150 Jahre Gewerkschaft.

Von der DIN-Schrift zur Round

Albert-Jan Pool

Der Beitrag des in Deutschland arbeitenden Niederländers Albert-Jan Pool führte durch die Geschichte mechanisierter Handschriften. Am Anfang der Entwicklung, die schliesslich zur DIN-Schreibschrift geführt hat, stand der Kampf des deutschen Büroartikel-Pioniers Soennecken für eine vereinfachte Schreibschrift. Bereits in den achtziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts nahm er die vor allem in deutschen Kanzleien verwendete Kurrentschrift ebenso aufs Korn wie die gebrochenen Satzschriften. Soenneckens Vorschläge aus dieser Zeit basieren folgerichtig auf der lateinischen Schrift. Die Zeit war allerdings noch nicht reif dafür. Unter den Vorschlägen des Schriftreformers Sütterlin für eine neue Schulschrift wurde noch 1911 einer Variante der Vorzug gegeben, die beträchtliche Konzessionen an die Kurrentschreibweise macht. Für Soenneckens Ideen kam die Zeit dann am Anfang des 20. Jahrhunderts mit der fortschreitenden technischen Entwicklung. In der Wirtschaft entstand nun zunehmend Bedarf an Rationalisierung und Normierung. Soenneckens Plattenfeder mit einer kreisrunden Papierauflage, die in jeder Zugrichtung die gleiche Strichstärke ergibt, war die Voraussetzung für eine leicht normierbare Blockschrift. Sie liess sich so mit der Feder einfach zu Papier bringen und bei Stanzungen oder Gravuren problemlos umsetzen. Die daraus resultierende DIN 16 wird in der Zeit von 1919 bis 1975, ihrer Ablösung durch ISO 3096, fünfmal angepasst. Die Verbreitung der DIN-Schrift brachte die grosse Zeit der Schriftschablonen, die nun zu Hunderttausenden produziert wurden. Heute, wo digitale Fonts und PC die Schablonen überflüssig machen, sind aus der Tradition der DIN-Schrift mindestens die Round-Schnitte übrig geblieben. Pool zeigte an mehreren Beispielen, dass die Round, genau wie die «runden Ecken», mal mehr, mal weniger in Mode ist, aber nie ganz verschwindet.

Vom Sinn und Unsinn der Schnürlischrift

Florian Hardwig

Dass Sprachen Dialekte haben, ist bekannt. Dass man aber auch bei Handschriften von Dialekten reden könnte, war am Tag der Schrift von Florian Hardwig, Berlin, zu erfahren. Handschriften sind demnach nur bedingt individuell. Sie sind stark geprägt durch Schulmodelle und durch die Schriftgeschichte des jeweiligen Kulturkreises. Hardwig war an einer Studie beteiligt, die Schulschrift-Vorlagen 12 verschiedener Länder untersuchte. Dabei haben sich gewisse kulturell bedingte Charakteristika der Schreibweise herausgestellt. Ein Merkmal ist auch: je häufiger ein Buchstabe vorkommt, umso geringer ist die Varietät, während seltener verwendete Buchstaben in der Regel eine reichere Formenvielfalt aufweisen. Der Referent sieht aufgrund seiner Studien im Bruch zwischen Schreib- und Druckschriften und der folglich fehlenden Analogie der Buchstabenformen eine mögliche Ursache für schlechte Handschriften. Gegenüber der «Schnürlischrift», die Generationen von Schülern vermittelt wurde, hat er deshalb seine Vorbehalte. Er trifft sich dabei mit Hans Eduard Meier, dem Entwerfer der neuen Schulschrift, die eine Verbindung der Buchstaben in der Handschrift nur noch dort vorsieht, wo sie im Interesse des Schreibflusses Sinn macht. Schliesslich lüftete Hardwig noch den Deckel über seinem Buchprojekt «Von Luftlinien, Flammenbögen & Speedloops», in dem die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit zusammengefasst sind.
-> florian.hardwig.com

Vom Wesen kyrillischer Schriften

Jovica Veljovic

Wohl kaum jemand wäre prädestinierter, die kyrillische Schrift näherzubringen, als Jovica Veljovic. Aus Serbien stammend, hat er für ITC und Adobe nicht nur namhafte Schriften geschaffen, sondern sich auch einen Namen als Berater verschiedener Type Foundries in Sachen kyrillische Schriften gemacht. Und zu verbessern gab es da einiges. Bei der Umsetzung lateinischer Schnitte ins kyrillische Alphabet wurde in der Vergangenheit oft nicht die nötige Sorgfalt aufgebracht. Westlichen Schriftschaffenden fehle meist das Gefühl für kyrillische Formen, erklärte Veljovic. Aufgrund des byzantinischen Einflusses haben kyrillische Schriften einerseits oft eine verspieltere Formensprache. Weil aber die Horizontalen und Vertikalen dominieren und Ober- und Unterlängen weniger häufig sind, wirkt kyrillischer Text anderseits sehr viel statischer als man dies von lateinischer Schrift gewohnt ist. Dies wiederspiegelt die von der Dogmatik geprägte Orthodoxie. Und da letztere im Gegensatz zur katholischen Kirche nie ein zentrales Oberhaupt hatte, haben sich auch die kyrillischen Alphabete im Bereich der einzelnen orthodoxen Kirchen autonom entwickelt. Bei Buchstabenformen im kyrillischen Alphabet, die in der lateinischen Schrift nicht existieren, hat man sich in westlichen Schriftschmieden oft mit einem Versatz aus Elementen lateinischer Lettern begnügt. Das Resultat sind dann häufig Schriftzeichen, die unproportional wirken, was der Referent an einzelnen Beispielen eindrücklich vor Augen führte.

Type is boring. Is Type boring?

Christoph Dunst

Christoph Dunst ist ein deutscher Grafik- und Schriftdesigner, der an der Royal Academy of Art in Den Haag studiert hat und heute in Amsterdam wirkt. Anhand der drei präsentierten Projekte zeigte er, dass Typografie nicht langweilig sein muss. Da waren für das koreanische Bankhaus Heunkuk und dessen zahlreiche Tochterfirmen Hausschrift und Logos zu entwerfen. Aus 3 Vorentwürfen kam die vom Kunden schliesslich favorisierte Variante in die Detailausführung. Entstanden ist daraus ein Logo mit äusserst klarer Formensprache, begleitet von einer serifenlosen Linear-Antiqua, der HeungkukSans. Obwohl die Schrift mit ihrer betonten Mittellänge kompakt wirkt, bildet sie einen gewissen Kontrast zur Strenge des Logos. Christoph Dunst hat die HeungkukSans in den Schnitten Light, Regular, Medium und Bold gezeichnet. Mit Antenatal (=unvollendet) zeigte der Schriftdesigner eine nicht kommerzielle Fontstudie, in der er Form und Kontraste ausgereizt hat. Daraus resultierte ein sehr kräftiger Buchschnitt. Die Novel Serif, das dritte Projekt, basiert auf einer Renaissance-Antiqua, die einst in der Offizin von Christoffel Plantijn in Antwerpen verwendet wurde. Dunst hat in der Digitalisierungsphase die leichteren Schnitte aus dem kräftigen Buchschnitt heraus entwickelt. Die nur schwach geneigte Kursive der Familie läuft ausnehmend schmal und wirkt so sehr elegant. Bei den Kapitälchen, die für alle Stärken (Light, SemiLight, Regular, SemiBold, Bold und ExtraBold) vorhanden sind, wurde der Rhythmus bewusst verändert, um ihnen etwas von der statischen Wirkung zu nehmen. Das ist beispielhaft für die grosse Sorgfalt, mit welcher der Referent diese Schriftfamilie entworfen hat. Die Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Buchstaben einer Schrift, bevor es an die Digitalisierung geht, gehört zu seinen Prinzipien, denn: «Wer nur digital an die Sache herangeht, arbeitet von Anfang an auf Produktion. Und das wäre dann allerdings langweilig.»
-> www.christophdunst.com

Sprühender Ideenreichtum

Jeroen Klaver

Jeroen Klaver, ein niederländischer Illustrator kreiert für seine Grafikarbeiten meist gleich die passende Schrift, um seine «Projekte so vielseitig wie möglich zu halten». Die Schriften Klavers sind denn in ihrem Ausdruck auch so vielfältig wie der Ideenreichtum in seinem grafischen Schaffen grenzenlos zu sein scheint. Da ist im ganzen Spektrum, das vom respektlos frechen Flyer über Buchcovers, Logos, Flashgestaltung bis zu Magazinen und Comics reicht, trotz unglaublicher Produktivität kein Hauch von «08/15» zu erkennen. So liess der Referent denn ein wahres Ideenfeuerwerk über die Teilnehmenden ergehen, das sich zu einem Schlussbouquet eines weiteren erfolgreichen Tages der Schrift auswuchs. Wer das ebenfalls (oder nochmals) erleben möchte, ruft am besten www.shamrocking.com auf...


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